Jede*r kann Wohnen.
Bedürfnisorientierte Sozialarbeit
Basis unserer Arbeit ist die “Bedürfnisorientierte Sozialarbeit” (BOS).
Die Bedürfnisorientierte Sozialarbeit ist eine durch Niederschwelligkeit geprägte, nicht wertende, ergebnisorientierte und die Lebenswelt der Betroffenen respektierende Betreuungsform.
Der Anspruch, andere Menschen zu verbessern, zu ändern, kann durch keinen Trick der Welt mit den Ideen von Toleranz, Respekt und Vertrauen in Übereinstimmung gebracht werden“ (von Braunmühl)
Probleme lösen, statt Armut verwalten.
Vorrangiges Ziel der ARGE Wien ist es, den Bewohner*innen Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Je besser diese den Bedürfnissen der Menschen angepasst sind, desto weniger betreuende Sozialarbeit ist erforderlich.
Der Problemfall ist für die ARGE Wien Wohnungslosigkeit: D.h. sobald jemand zur Bewohner*in wird, ist sein/ihr Bedürfnis nach Wohnung primär befriedigt.
Niederschwellig
Nicht die Menschen, sondern deren Umwelt muss verändert werden. Eine Veränderung der Menschen ist in der Folge unvermeidbar.
Wir gehen grundsätzlich davon aus, dass jede*r wohnfähig ist, solange es nicht in der Praxis widerlegt wird. Die Voraussetzungen für die Nutzung einer Leistung werden bewusst so niedrig wie möglich und nötig gehalten.
Niederschwelligkeit lässt sich anhand folgender Merkmale charakterisieren:
- Die Inanspruchnahme der Hilfe setzt keine Verhaltensänderung der Menschen voraus,
- die Hilfe orientiert sich an einer unmittelbaren Befriedigung eines existentiellen Bedürfnisses,
- basiert auf Freiwilligkeit und
- zieht keine Sanktionen bei Ablehnung des Hilfsangebots nach sich.
Würde & Respekt
„Nimm die Menschen wie sie sind, es gibt keine anderen.“ (Adenauer)
Das Angebot, dem kaum ein Mensch widerstehen kann, heißt Menschenwürde.
Neben einer menschenwürdigen Unterkunft bietet die ARGE Wien auch Respekt gegenüber den Bewohner*innen mit ihren Lebenshaltungen, Achtung der Privatsphäre, Berücksichtigung von Bedürfnissen sowie Toleranz hinsichtlich Lebensweise und Bewältigungsstrategien.
Menschenrechte dürfen durch Armut nicht eingeschränkt werden.
“Niemand darf willkürlichen Eingriffen in das eigene Privatleben, die eigene Familie, die eigene Wohnung und den eigenen Schriftverkehr oder Beeinträchtigungen der eigenen Ehre und des eigenen Rufes ausgesetzt werden.
Jeder Mensch hat Anspruch auf rechtlichen Schutz gegen solche Eingriffe oder Beeinträchtigungen.”
Der Umstand, dass jemand die Hilfe anderer in Anspruch nimmt, darf keinesfalls zur Einschränkung seiner/ihrer Rechte führen.
Das mag banal klingen, nicht selten erlebt man in der Sozialarbeit eine massive Einschränkung der grundlegenden Individualrechte. Dies zeigt sich am häufigsten beim Schutz der Privatsphäre und der persönlichen Daten bis hin zum Recht auf persönliches Eigentum, aber auch bei der Lebens- und Alltagsgestaltung.
Menschenbild
Die Gewalt fängt nicht an
Wenn Kranke getötet werden
Sie fängt an
Wenn einer sagt:
„Du bist krank:
Du mußt tun was ich sage“
Erich Fried (Die Gewalt)
Jede*r kann Wohnen.
“Schwimmen lernt man nur im Wasser”
Unser Ziel ist, dass Bewohner*innen in den Wohnreinrichtungen langfristig wohnen bzw. in eine bessere Wohnform umziehen.
Dafür stellen wir langfristigen, sicheren Wohnraum und eine Umgebung für die selbstbestimmte Entwicklung zur Verfügung . Dieses Angebot passt sich, so weit wie möglich, an die Bedürfnisse der Bewohner*innen an. Denn: JEDE*R KANN WOHNEN.
Jeder Mensch hat das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben.
Wir gestehen jedem Menschen das Recht auf sein/ihr persönliches (Un-)Glück zu, sofern andere dadurch nicht beeinträchtigt sind und die rechtlichen Rahmenbedingungen gewahrt bleiben.
Dabei hat Artikel 4 der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte unverändert Gültigkeit: „Die Freiheit besteht darin, alles tun zu können, was einem anderen nicht schadet. So hat die Ausübung der natürlichen Rechte eines jeden Menschen nur die Grenzen, die den anderen Gliedern der Gesellschaft den Genuss der gleichen Rechte sichern. Diese Grenzen können allein durch Gesetz festgelegt werden.“
Jeder Mensch ist Experte für das eigene Leben.
Die Konsequenzen seines Handelns muss jeder Mensch selbst tragen. Es ist nicht Aufgabe der Sozialarbeit erwachsene Menschen zu erziehen oder zu bevormunden.
Die Schaffung von Rahmenbedingungen, die persönliche Entwicklung und ein menschenwürdiges Leben ermöglichen, gehört hingegen zu ihren Kernaufgaben. Respekt vor der Autonomie des/r Anderen ist ein zentrales Anliegen, das in der ARGE Wien verwirklicht wird.
Organisation
Selbstorganisation
Die ARGE Wien schafft klare Rahmenbedingungen für selbstbestimmtes Arbeiten.Wo Aufgaben organisationsübergreifend geklärt werden müssen, stellt die ARGE Wien einen klaren Rahmen und ein sinnvolles Arbeitsziel zur Verfügung.
Die Aufgabe der Mitarbeiter*innen ist es, innerhalb dieses Rahmens selbstverantwortlich den Arbeitsalltag zu gestalten. Dabei stehen Ihre individuellen Fähigkeiten und Neigungen im Vordergrund. Wesentlich ist das Ergebnis der Arbeit, nicht der Prozess, der zum Ergebnis führt.
Schlanke Hierarchie & Reduktion von Bürokratie
In der Praxis bedeutet dies u.a., dass im Sinne einer schlanken Hierarchie nur die unbedingt nötigen Ebenen zu schaffen sind und der Verwaltungsaufwand auf ein Minimum zu beschränken ist.
Sparsamkeit & Pragmatismus
Unser Ziel war es und ist es stets, die vorhandenen Ressourcen soweit wie möglich direkt in unsere Kerntätigkeiten fließen zu lassen. Es gilt, mit dem geringstmöglichen Einsatz maximalen Ertrag, bzw. Erfolg (Output) zu erzielen.
Niederschwellig und Unbürokratisch
Kleine Teams und Autonomie
Ziele sind Übernahme von Verantwortung, Flexibilität (Augenmerk auf Veränderung der Umstände), Unternehmer*innengeist, Selbst- und Teamreflexion.
Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser
Vertrauen und Kooperation stehen statt Kontrolle im Vordergrund. Dort wo nötig, gibt es klare und einfache Kontrollvorgänge, durch die die Qualität der Arbeit gesichert wird.
Fehlerkultur
Fehler werden als Lernmöglichkeiten gesehen und es wird produktiv damit umgegangen.
Zeit für Menschen
Die Bedürfnisorientierung (was brauchen die Betroffenen, wo kann ihre Unabhängigkeit und Lebensqualität gefördert werden) steht im Mittelpunkt.
Innovation & Stabilität
Ständige Veränderung bringt Unruhe in ein System: für langfristige Wohn- und Arbeitsverhältnisse braucht es Stabilität. Veränderung ist dort umzusetzen, wo sie wirklich Verbesserungen bewirkt.
Zusatz zur Betriebsvereinbarung
Fehlerkultur: gemeinsam lernen und Lösungen finden